Ski Alpin
23.01.2022
Kitzbühel, Österreich
Abfahrt II der Herren BEENDET
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Auf Wiedersehen
Weil vor wenigen Momenten der Brite Roy-Alexander Steudle als letzter Athlet das Hahnenkamm-Rennen bestritt, verabschieden wir uns von der Streif, die dieses Jahr ohne Sturz, aber mit dem klassischen Spektakel ausgekommen ist. Ein spannendes Kitzbühel-Wochenende liegt hinter uns, am Dienstagabend geht es für die Slalom-Fahrer mit dem nächsten Klassiker weiter, dem Nachtslalom in Schladming. Nächste Woche gastiert der Ski-Weltcup dann in der nächsten altbewährten Station, im deutschen Garmisch-Partenkirchen. Danke fürs Mitlesen und einen schönen restlichen Sonntag!
 
Papa Feuz und Phänomen Odermatt sorgen für Swiss-Feiertag
Und damit kommen wir zu eben jenen Schweizern! Beat Feuz gewinnt das offizielle Hahnenkamm-Rennen und gewinnt zum dritten Mal auf der Streif - in den letzten vier Versuchen! Befindet sich Feuz, der erst diese Woche zum zweiten Mal Vater wurde, auf den Spuren von Streif-Dominator Didier Cuche? Marco Odermatt ist weiterhin ein Phänomen, der eigentliche Riesenslalom-Spezialist gehört mittlerweile auch in der Abfahrt zur absoluten Weltspitze und hat bis zur Traverse eine nahezu perfekte Fahrt hingelegt, dort den Sieg verspielt. Platz zwei ist dennoch genial für ihn! Niels Hintermann beweist mit Platz acht, dass er in dieser Saison kontinuierlich zu den besten Abfahrern der Welt gehören möchte. Dass danach lange kein Schweizer folgt - da kräht an diesem besonderen Tag kein eidgenössischer Hahn nach. Doppelsieg auf der Streif - mehr geht kaum!
 
Hemetsberger rettet ÖSV-Ehre
Zwei Rennen auf der Streif - kein Platz auf dem Stockerl? Das wäre eine herbe Enttäuschung am wichtigsten ÖSV-Wochenende des Jahres gewesen. Die Alpennation kann sich aber doch noch eines dritten Platzes erfreuen: Daniel Hemetsberger nutzt seine Startnummer eins eiskalt aus, legt eine starke Fahrt hin, die nur noch von zwei Sportlern getoppt werden konnte. Kurios: Zum zweiten Mal in dieser Woche verpasst Matthias Mayer, eigentlich die große Podest-, wenn nicht Siegeshoffnung der Österreicher, um vier Hundertstel dieses Podium und lässt Hemetsberger damit den Vortritt. Danklmaier überzeugt mit einem zehnten Platz, Kriechmayr und Franz werden mit den Rängen 13 und 14 hingegen nicht zufriedengestellt sein. Otmar Striedinger schied aus. Am meisten wird die Österreicher aber stören, dass die Schweizer einen Doppelsieg in ihrem Hoheitsbereich feiern.
 
Stefan Babinsky (AUT)
Der letzte Athlet aus der skiverrückten Gastgebernation stürzt sich die Streif herunter. Stefan Babinsky landet noch fünf Hundertstel vor Simon Jocher, der inzwischen übrigens aus der Top 30 herausgeflogen ist.
 
Miha Hrobat (SLO)
Der Slowene Miha Hrboat bewältigt die Streif sehr schnell und fährt mit einem guten Auftritt auf Platz 16 vor.
 
Abermals enttäuschendes DSV-Team
Damit sind alle deutschen Abfahrer im Zielraum angekommen. Das eigentlich so breit und gut aufgestellte deutsche Speed-Team, das uns letztes Jahr so viel Spaß gemacht hat, ist in diesem Olympia-Winter einfach noch nicht auf der Höhe. Romed Baumann bemängelt als 15. die fehlende Lockerheit, ist heute aber noch der beste für die (für ihn noch recht neuen) Farben Schwarz-Rot-Gold. Josef ´Pepi´ Ferstl, immerhin Kitzbüheler Super G-Sieger von 2019, hat sich als 19. im Vergleich zu Freitag verbessert und den Sturz im Training gut verdaut. Dominik Schwaiger wird 21., Andi Sander (aktuell Platz 29) enttäuschte besonders und zeigte sich im ARD-Interview selbst ein wenig ratlos über das Abschneiden. Mit Simon Jocher (Stand jetzt 30.) zusammen wird es eventuell noch für mickrige Weltcuppunkte reichen.
 
Simon Jocher (GER) Christian Walder (AUT)
Lange dauert´s nicht, bis die Tore wieder geöffnet werden! Simon Jocher bewegt sich etwa in den Gefilden von Andi Sander und wird höchstens ein paar wenige Weltcuppunkte mitnehmen. Der Österreicher Christian Walder sortiert sich noch dahinter ein.
 
Rennen unterbrochen
Nachdem Jeffrey Read den Weg nach unten gefunden hat, soll Simon Jocher als nächster Starter die Streif bezwingen. Doch der Nebel zieht oben rein, bei der Mausefalle und im Starthaus kann man - wie sagt man so schön - kaum mehr die eigene Hand vor den Augen sehen. So wird das Rennen kurz für unterbrochen erklärt.
 
Yannick Chabloz (SUI)
Und Yannick Chabloz setzt sich nach der Kompression in Folge des Sprungs über die Hausbergkante zu weit hinten rein, verliert den Druck auf die Schaufel und den Außenski und scheidet damit am hoch gesetzten Tor in der Traverse aus - wie schon einige vor ihm. Diese neue Kurssetzung hat für ein paar Ausscheidungen gesorgt, aber: Stürze gab es bis dato auch noh keine.
 
Gilles Roulin (SUI) Ralph Weber (SUI)
Ein Schweizer-Block macht sich auf den Weg! Von ihnen kann jedoch keiner die Top 20 angreifen. Gilles Roulin fährt auf Platz 22 vor, Ralph Weber wird als aktuell Letzter wohl noch einige Plätze durchgereicht.
 
Feuz neuer Hahnenkamm-Sieger?
Die Top 30 ist im Ziel, damit können wir schonmal ein kleines Zwischenfazit ziehen! Beat Feuz thront ganz oben und ist bei schwieriger werdenden Bedingungen wohl aller Voraussicht nach nicht mehr von dort zu verdrängen, er könnte zusammen mit Kilde der 2022-Sieger auf der Streif werden - heute übrigens in der offiziellen Hahnenkamm-Abfahrt, Kilde in der sogenannten ´Kitzbühel-Abfahrt´. Marco Odermatt hat ein geniales Rennen gefahren, den Sieg aber in der Traverse hergegeben. Daniel Hemetsberger rettet Stand jetzt die österreichische Ehre und landet mit Platz drei auf dem Stockerl. Wir melden uns bei deutschsprachigen Fahrern sowie bei potenziellen Überraschungsfahrten wieder!
 
Nils Allegre (FRA)
Heute gibt es kein so tolles Ergebnis bei den Franzosen wie noch am Freitag. Nils Allegre reiht sich auf Rang 22 ein.
 
Stefan Rogentin (SUI)
Doppelsieg für die Eidgenossen! Das ist die Möglichkeit, die der Alpennation hier bevorsteht und jedem Schweizer Skifan wohl ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Dass es - Stand jetzt - hinter Niels Hintermann lange keinen Eidgenossen gibt, wird auch Stefan Rogentin nicht ändern.
 
Urs Kryenbühl (SUI)
Neben Cochran-Siegle möchte auch Urs Kryenbühl Traumabewältigung nach seinem Sturz im letzten Winter bewältigen. Seinen ordentlichen 19. Platz kann er zwar nicht wiederholen, meistert aber ein zweites Mal in diesem Jahr die Streif und wird in der nächsten Saison dann sicher wieder besser auf Attacke fahren können.
 
Daniel Danklmaier (AUT)
Aber Danklmaier kann aus den Bedingungen noch viel herausholen! Von oben bis unten ist das ein konzentrierter Auftritt des Österreichers, der damit sogar die Top Ten attackieren könnte. Macht er das? Ja, Platz zehn!
 
Mattia Casse (ITA)
Hier scheint keine Top-Zeit mehr möglich! Auch Mattia Casse versucht aggressiv zu fahren, ihm fehlen aber einfach die gute Sicht und auch etwas die Qualität für die Top Ten. Stattdessen übernimmt er die rote Laterne.
 
James Crawford (CAN)
Was ein wilder Ritt des Kanadiers! Gleich nach der Mausefalle im U-Hackerl wählt er eine spektakuläre Linie, verliert den Außenski. Ihn rüttelt es so richtig durch - Streif halt - und trägt es fast ans Netz, er kann sich nur so gerade eben mit toller Körperkontrolle im Rennen halten. Auch im folgenden Verlauf nutzt er die komplette Breite der Piste, was keine Auszeichnung ist.
 
Josef Ferstl (GER)
Genau wie bei Cochran-Siegle muss ´Pepi´ Ferstl erstmal seinen Sturz, der zum Glück nicht so derbe wie der des US-Amerikaners war, aus den Knochen schütteln. Auch deshalb hat der DSV-Fahrer keine Chance heute mitzufahren, ´Pepi´ findet nicht wirklich den Griff und reiht sich wie seine Kollegen eher hinten im Tableau ein. Schade, das war ein schwacher deutscher Tag auf der Streif!
 
Blaise Giezendanner (FRA)
Sich den ersten Podestplatz für die Streif aufzuheben, hat schon was! Aber war es ein One-Hit-Wonder des Franzosen, der mit seinen 30 Jahren nicht zu den Youngsters im Ski Alpin gehört? Ja! Heute fährt er sich mehr als drei Sekunden Rückstand ein.
 
Jared Goldberg (USA)
Mittlerweile schieben sich dann doch ein paar Athleten in die Riege der deutschen Abfahrer wie zum Beispiel Jared Goldberg, der nicht den besten Tag erwischt.
 
Baumann sucht die Lockerheit
Romed Baumann sucht im Interview bei der ARD für seinen Lauf keine Ausrede in den äußeren Umständen, die für ihn etwas schwieriger waren als für die ersten Athleten, sondern sucht die Fehler bei sich: ´Es war einfach zu wenig Lockerheit dabei. (...) Ich bin schon besser, also lockerer Ski gefahren. Aber die Lockerheit, die wird auch schon wieder kommen.´ Das versprüht zumindest ein wenig Optimismus beim heute enttäuschenden DSV-Team. Zum Führenden aus der Schweiz sagt der ehemalige ÖSV-Abfahrer: ´Der Beat - da weiß man sowieso, dass der das beherrscht.´
 
Ryan Cochran-Siegle (USA)
Am Freitag hatte der Amerikaner Zeit, sich nach seinem schlimmen Sturz im letzten Jahr wieder an die Streif zu gewöhnen. Nach den vor Kitzbühel starken Ereignissen des vergangenen Winters steckt ihm die Verletzungszeit aber noch ordentlich in den Knöchen, das merkt man ihm deutlich an. Daher investiert er auch nicht mehr allzu viel darin, in der Traverse im Rennen zu bleiben und scheidet aus.
 
Otmar Striedinger (AUT)
Striedinger investiert oben viel in die Linie und kann seine Skier trotzdem gut auf Zug halten. So ist er auch nach dem Gschöss noch gut dabei, verliert im Anschluss unter anderem beim Lärchenschuss ein paar Zehntel. Die Sicht im unteren Abschnitt wird aktuell aber deutlich schlechter! An der Hausbergkante springt der Österreicher weit, muss deutlich korrigieren und erwischt das neu und weiter oben gesetzte Tor in der Traverse nicht mehr. Ausgeschieden!
 
Matteo Marsaglia (ITA)
Sowohl in der Mausefalle als auch im Steilhang, den technischen Abschnitten oben, zeigt Matteo Marsaglia nochmal, dass es schon möglich ist, mit Feuz oder Odermatt mitzuhalten. Da er deutlich zu viel Zeit in den Gleitpassagen um das Gschöss verliert und auch danach nicht mehr mit den Zeiten von Feuz und Odermatt mithalten kann, wird der Italiener dann doch recht zügig durchgereicht.
 
Vincent Kriechmayr (AUT)
Muss Beat Feuz nochmal um seine Führung bangen? Wenn, dann wird wohl Vincent Kriechmayr dafür prädestiniert sein. Die beiden führenden Eidgenossen haben aber so klasse Fahrten in den Schnee gezaubert, dass ein Führungswechsel mittlerweile überaus unwahrscheinlich erscheint. Und so ist es: Auch Kriechmayr, als Letzter der Favoriten, vermasselt es, kann sogar nicht unter die Besten Zehn kommen. Haben wir den Hahnenkamm-Sieger in Beat Feuz bereits gefunden?
 
Christof Innerhofer (ITA)
Innerhofer ist der zweite Italiener in Folge. Wie sein Landsmann Paris wird auch er die Führung nicht attackieren können, was sich schnell zeigt. An der Hausbergkante sorgt er dann nochmal mit einem zu weit nach innen angelegten Sprung und einem klasse korrigierten Vorab-Schwung vor der Traverse für ein kleines Spektakel, sonst war das aber keine Top-Fahrt. Die Top Ten könnte er mit viel Glück halten.
 
Dominik Paris (ITA)
Viele Athleten kommen nicht mehr, die den Papa Beat Feuz, dessen zweites Kind Anfang dieser Woche das Licht der Welt erblickte, vom Thron stürzen können. Dominik Paris gehört zu denjenigen, die ihn attackieren wollen. Aber steckt hier überhaupt noch genug drin in der Piste? Schon mehr Schläge haben sich entwickelt und so hat auch Paris Schwierigkeiten mit den Top-Schweizern mitzuhalten. Platz sieben ist eine ordentliche Leistung, aber keine, die Paris wirklich befriedigen wird.
 
Dominik Schwaiger (GER)
Schwaiger muss das Ergebnis des DSV-Teams nun retten. Die Mausefalle, die heute übrigens sehr weite Sprünge liefert, springt er solide herunter, nimmt aber ebenfalls nicht sehr viel Geschwindigkeit in den Brückenschuss mit. Puh, das wird ein gebrauchter Tag für die deutschen Alpin-Fahrer! Denn auch bei Schwaiger baut sich immer mehr Zeit auf, der Deutsche kann sich nicht davor retten. Es geht zwischen die beiden Teamkollegen Baumann und Sander, womit das deutsche Trio in mannschaftlicher Geschlossenheit auf den aktuell letzten drei Plätzen rangiert...
 
Matthias Mayer (AUT)
Fahren die Österreicher aufs Stockerl vor? Hemetsberger steht dort schon und könnte von Mayer verdrängt werden. Allzu viele Athleten haben sie nicht mehr im Köcher, die dazu in der Lage sind, Matthias Mayer gehört jedoch definitiv dazu. Aber die Ausfahrt aus dem Steilhang war einfach schwach, dadurch verliert er auch Zeit im anschließenden Gleitstück, im Brückenschuss und Gschöss fehlt einfach die Geschwindigkeit. Die beiden Eidgenossen sind weg, doch an der Hausbergkante und in der Traverse könnte er mit einer guten Linienwahl noch Platz drei attackieren. Schafft er das? Nein, zwar fährt er die besagten Abschnitte tatsächlich ganz gut, doch vier Hundertstel fehlen aufs Stockerl. Wiederholt sich die Geschichte vom Freitag etwa?
 
Romed Baumann (GER)
Macht Baumann den Job besser als sein Teamkollege Sander? Wie auch beim Landsmann lassen sich keine groben Fehler erkennen, zu vorsichtig ist aber sein gesamter Auftritt. Am Oberhausberg muss er recht lang auf der Kante bleiben, die Traverse erwischt er dafür besser. Weil insgesamt aber die Aggressivität im Lauf des DSV-Fahrers fehlt, wird es nur Platz zehn. Die beiden Deutschen belegen aktuell die letzten beiden Plätze, was ist los bei den beiden Vizeweltmeistern? Jetzt muss wieder Dominik Schwaiger liefern!
 
Aleksander Aamodt Kilde (NOR)
Nach der kurzen Pause geht es weiter mit einem der großen, wenn nicht dem größten Favoriten Aleksander Aamodt Kilde. Der Norweger wählt heute eine aggressive Linie von oben bis unten, was sich nicht auszahlt. Einige Male wird er dadurch zu unruhig und schüttelt im Ziel trotz Beifall der wenigen Zuschauenden den Kopf. In der Traverse hat es ihm sogar in einer ähnlichen Linie wie Odermatt fast einen Ski weggerissen. Er rettet sich, aber die Führung wird von Kilde heute nicht atatckiert.
 
Sander äußert sich zu schwacher Fahrt
´Ich hab mich echt so gut wie lange nicht gefühlt´, sagt Andi Sander im ARD-Interview zu dem Gefühl von vor dem Rennen. Und weiter: ´Ich bin jetzt heute tatsächlich etwas ratlos, aber das hilft ja nichts.´ Schade, der Deutsche hat tatsächlich ohne großen erkennbaren Fehler keine Möglichkeit gehabt, mitzumischen.
 
Travis Ganong (USA)
Nach dem US-Amerikaner geht es richtig heiß her: Kilde und Paris rahmen die beiden Deutschen Schwaiger und Baumann sowie Matthias Mayer ein. Erst einmal aber Fokus auf Travis Ganong: Zwar baut er in keinem Abschnitt einen Riesen-Fehler ein und hat unten sogar die neue Bestgeschwindigkeit, doch über die gesamte Piste hinweg reicht das einfach nicht für Top-Zeiten.
 
Beat Feuz (SUI)
Beat Feuz katapultiert sich aus dem Starthaus! Kann er die goldene Fahrt seines Teamkollegen Odermatt imitieren? Im Gschöss und der Alten Schneise kann er seine große Stärke ausspielen, die Kanten ganz weich einsetzen und so viel Geschwindigkeit mitnehmen. Ein Kopf-an-Kopf-Duell liefert er sich mit seinem Landsmann, die Schweizer sind top unterwegs! In der Traverse müsste doch eigentlich etwas Zeit auf Odermatt herausholen können, oder? Ja! Mit einer zeitgleichen letzten Zwischenzeit wird es unglaublich spannend! Ein weiter Zielsprung zeigt, dass er viel Speed drauf hat, blinkt die Zeit grün auf? Ja, Beat Feuz ist der neue Führende! War das schon die potenzielle Siegesfahrt?
 
Max Franz (AUT)
Der zweite Rot-Weiß-Rote macht sich auf den Weg. Mac Franz hat bis dato aber immer wieder fehlerhafte Auftritte gehabt. Und auch heute ist das nicht optimal gefahren, im Überhang vom Steilhang in den Brückenschuss touchiert er sogar das Netz. Immer mehr Rückstand baut sich auf, nur den schwachen Sander kann Max Franz hinter sich lassen.
 
Marco Odermatt (SUI)
Hemetsberger hat einen perfekten oberen Abschnitt mit Mausefalle und Steilhang gefahren? Quatsch, für den starken Techniker Marco Odermatt ist das kein Problem, der Schweizer nimmt etwa drei Zehntel Vorsprung mit. Und auch in den folgenden Abschnitten ist das ein unglaublich starker Auftritt. Bis zur Hausbergkante ist das beinahe eine Fahrt in Perfektion, dann verliert er in der Kompression nach dem Sprung den Druck auf den Außenski. Nur so gerade eben hält er sich im Rennen, aber vorher hat er mehr als eine Sekunde (!!) Vorsprung gehabt. ´Nur´ etwa vier Zehntel verliert er davon und übernimmt mit deutlichem Vorsprung die Führung. Den Eidgenossen gilt es erstmal zu schlagen - ein klasse Auftritt!
 
Bryce Bennett (USA)
An der Mausefalle und im Steilhang ist Hemetsberger unfassbar stark gefahren, da kommt keiner - auch Bennett nicht - an seine Zeiten heran. In den Gleitpassagen ist dann sicherlich einiges aufzuholen, doch die Richtzeit vom Österreicher ist schon schwierig zu schlagen. Trotz der bis dato besten Geschwindigkeitsmessung im Zielschuss von über 140 km/h ist der US-Amerikaner keine Konkurrenz für Hemetsberger, dafür hat Bennett davor zu viel verloren.
 
Johan Clarey (FRA)
Der 41-jährige Überraschungszweite von Freitag tritt an! Clarey hat wie schon vor zwei Tagen klasse Gleitzeiten und kann damit kleine Fehler in der Nähe der Mausefalle gutmachen. Aus dem Gschöss nimmt er viel Speed in die Alte Schneise mit und kann diese auch Richtung Seidlalm und Lärchenschuss halten. Am Oberhausberg fährt er nicht ganz so rund wie Hemetsberger, auch die Traverse ist nicht weich genug gefahren. Im Ziel wirkt der Franzose selbst unzufrieden, ist aber nur 27 Hundertstel hinter dem stark gefahrenen Hemetsberger.
 
Andreas Sander (GER)
Sander erwischt im Karussell nicht die beste Linie und auch im Steilhang ist er weit von der Top-Linie entfernt. Dafür kann er mit viel Zug ins Gschöss fahren, doch in den folgenden Abschnitten um die Seidlalm fährt er schwach. Sowohl im Lärchenschuss als auch am Hausberg fährt er verkrampft und kann hier in jedem Fall nicht vorne mitmischen - schade! Die gute Nachricht für die anderen Deutschen: Das Material stimmt heute, die Skier gleiten gut - im flachen Mitteteil konnte Sander als einziges etwas aufholen.
 
Niels Hintermann (SUI)
Der erste Schweizer steht am Starthaus! Vor allem im Gleitstück holt er den Rückstand aus den oberen Abschnitten auf und fährt Top-Speed. Ganz an die wirklich starke Zeit von Hemetsberger kommt er nicht heran, bewegt sich bei in der Folge ohne großen Fehler in etwa bei den Zeiten des Führenden. Die könnte wirklich sehr viel wert sein! Hintermann überquert schließlich mit einer halben Sekunde Rückstand die Ziellinie.
 
Martin Cater (SLO)
Die größten Favoriten haben sich heute übrigens nicht die ganz niederigen Startnummern geschnappt. Martin Cater gehört nicht zu ihnen und zeigt das auch. Schon im oberen Abschnitt rutscht er einige Kurven zu deutlich an und baut gleich viel Rückstand auf. Gleich nach der Hausbergkante fährt er die Traverse deutlich zu schnell an und kann in dem wegfallenden Hang nicht mehr korrigieren - er verpasst das Tor und scheidet aus!
 
Daniel Hemetsberger (AUT)
Hemetsberger eröffnet für die Gastgebernation dieses Rennen! Er kommt aus dem Steilhang gut heraus und kann im Flachstück gut gleiten. Bei der Alten Schneise und der Seidlalm kann er größtenteils in Hocke bleiben. Bei der Hausbergkante muss er ein wenig korrigieren und deutlich mehr Richtung machen als in den letzten Jahren, der Zielsprung geht heute ziemlich weit. Die Zeit ist - anders als vorhergesagt - recht schnell: 1:57,58.
 
Es ist angerichtet
Nachdem es am Freitag über der Mausefalle zwei Tore weniger gab, wird heute die ganze Strecke gefahren. Der Neuschnee wurde über Nacht bestens präpariert, dennoch wird die Piste wohl nicht allzu hart sein und die Zeiten nicht zu den Schnellsten der Streif -Geschichte gehören. Dennoch sind die Bedingungen top, der Himmel ist soeben aufgerissen und blau. Es kann losgehen!
 
Streckenverlauf
Gleich nach dem Starthaus geht mit einem weiten Sprung in der Mausefalle, dem steilsten Stück der Piste, hoch her. Über das Karussell geht es in den Steilhang, in dem die Sportler eine gute Linie erwischen sollten, um in den Flachstücken Brückenschuss und Gschöss mit starker Gleitfähigkeit viel Speed mitzunehmen. Auf die Alte Schneise folgt der Seidlalmsprung und über den Lärchenschuss gelangen die Athleten zum Oberhausberg. Über zwei rund gefahrene Kurven kommen sie zur Hausbergkante - einer der spektakulärsten Stellen, die man bereits aus dem Tal sehen kann. In der direkt folgenden, extrem in sich hängenden Traverse gilt es, möglichst weit oben zu bleiben, um im Zielschuss Geschwindigkeiten von bis zu 140 km/h zu erreichen. Den Zielsprung noch stehen, dann ist die Streif gemeistert!
 
Mythos Streif
Die berühmt-berüchtigte Streif lädt also ein! 3,3 km lang geht es herunter, bis die Athleten ein normalerweise vollgepacktes, ekstatisches Stadion erwartet. Obwohl heute nicht die gleiche Atmosphäre wie im Normalfall herrscht, werden die Abfahrer im Ziel mit Adrenalin vollgepumpt ankommen, das liegt einfach an der spektakulären Strecke. Waghalsig ist jeder, der hier herunterfährt. Renndirektor Hannes Trinkl ist für den schwierigen Balanceakt gefordert, der Streif ihren Mythos - auch bei den Abfahrern selbst - zu bewahren und trotzdem eine gute Sturzprävention zu liefern. Das haben er und seine Kolleg:innen versucht und den Hausberg sowie die Traverse entschärft, was auch zu Kritik bei manchen Fahrern geführt hat. Die Streif ist auch für den Renndirektor alles andere als ein einfaches Unterfangen?
 
Dank Wetter: Abfahrt am Sonntag
Frau Holle hat es der FIS und Kitzbühel dieses Jahr nicht einfach gemacht, schließlich fiel gestern Neuschnee in Tirol. Weil die Wetterprognose für den heutigen Sonntag eine Besserung in Sicht gestellt hat und die technischen Disziplinen bei Schneefall deutlich leichter über die Bühne gebracht werden können, wurde der Kalender umgeschmissen. Satt der traditionellen Streif-Abfahrt am Samstag gab es gestern also den Slalom am Ganslernhang, dafür sind die Speed-Spezialisten heute gefragt. Übrigens: Die Abfahrt am Freitag wurde vom Veranstalter als Kitzbühel-Abfahrt angepriesen, die heutige als Hahnenkamm-Abfahrt. Den minimal höheren Glamour gibt es also heute.
 
Kilde trägt das Rote Trikot
Was für eine Saison fährt Aleksander Aamodt Kilde da bislang? Das in der Breite derzeit eher schwach aufgestellte norwegische Team lebt von der Dominanz seines besten Mannes, der bereits in sechs Rennen ganz oben auf dem Podest stand - 50:50 aufgeteilt auf Super G und Abfahrt. Dass er im Roten Trikot an den Start geht und am Freitag bereits die Streif dominierte, unterstreicht seine Favoritenrolle fett. Die anderen beiden Podestplätze gingen etwas überraschend an den Franzosen Blaise Giezendanner (Platz drei), der ausgerechnet in Kitzbühel sein erstes Mal auf dem Podium feierte sowie an Johan Clarey, der mit seinen 41 Jahren den eigens aufgestellten Altersrekord aus dem vergangenen Jahr in Kitzbühel einstellte und als ältester Athlet jemals auf den zweiten Platz vorfuhr. Die überraschenden Franzosen und der dominierende Kilde werden vom Italiener Dominik Paris im Favoritenkreis ergänzt.
 
Schwaiger formstark, was ist mit Baumann und Sander?
Überraschend heißt der vielversprechendste DSV-Abfahrer für die Streif nicht Romed Baumann oder Andreas Sander, die beiden Vizeweltmeister (Baumann im Super G, Sander in der Abfahrt) kommen in diesem Winter noch nicht so richtig in Fahrt und fahren der Konkurrenz eher hinterher. Bei Sander steht noch gar kein Top-Ten-Platz, der Ex-ÖSV-Fahrer Baumann wurde immerhin am Anfang der Saison in Lake Louise Sechster. Dafür springt Dominik Schwaiger in die Bresche, wenn er auch die Lücke nicht ganz füllen kann. Da er in der Abfahrt stets unter den besten 30, meist in der Top 20 und einmal in Bormio starker Fünfter wurde und auch am Freitag (14.) bester Deutscher war, ruhen die DSV-Hoffnungen teils auf ihm. Weil der langzeitverletzte Thomas Dreßen nur als Zuschauer in Kitzbühel ist, verbleibt Josef ´Pepi´ Ferstl nach seinem Trainingssturz am Donnerstag der einzige Deutsche, der weiß, wie es ist in Kitzbühel zu gewinnen (Super G 2019). Simon Jocher ist der Fünfte im DSV-Bunde und zeigt als Nachwuchsfahrer eine über die letzten Saisons hinweg ansteigende Formkurve.
 
ÖSV: Stockerl im zweiten Anlauf gefordert
Zur rot-weiß-roten DNA gehört einfach ein Stockerlplatz in Kitzbühel. Am liebsten stellt die Skination natürlich den Sieger auf der Streif, wie etwa vor zwei Jahren, als knappe zwei Monate vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie zum letzten Mal vor Publikum Matthias Mayer den Sieg einheimste. Auch am heutigen Sonntag gehört er als aktuell zweitbester Abfahrt zu den größten Favoriten. Nachdem er am Freitag das Podest um vier Hundertstel verpasste, wird er alles daran setzen, heute sicher auf diesem zu landen. Als Sieger der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen hat sich auch Vincent Kriechmayr (Freitag 13.) wieder in den Favoritenkreis gemausert, während Daniel Hemetsberger trotz seines starken zehnten Platzes vorgestern eher zu den erweiterten Favoriten zählt. Otmar Striedinger und Max Franz befinden sich nicht in Top-Form, dennoch ist mit ihnen stets zu rechnen.
 
Swiss-Ski schickt Feuz, Hintermann und Odermatt ins Rennen
Marco Odermatt hat den nächsten Schritt auf dem Weg zum besten Skifahrer im Weltcup gemacht, seit dieser Saison ist der Schweizer nicht mehr ´nur´ im Riesenslalom und im Super G bei den Top-Athleten zu finden. Auch in der Abfahrt ist er zum konstanten Weltspitze-Fahrer gereift, das bestätigen seine letzten Platzierungen in der schnellsten Disziplin (zweimal Zweiter, je einmal Vierter und Fünfter). Dass die große Kugel im Gesamt-Weltcup an ihn geht, scheint schon jetzt unbestritten, es sei denn der 24-Jährige verletzt sich nochmal. Deutlich spezialisierter auf die Speed-Disziplinen sind seine beiden Landsmänner Beat Feuz und Niels Hintermann, die zu den besten Abfahrern weltweit gehören. Vor allem Beat Feuz ist alles zuzutrauen, sein ´schlechtestes´ Abfahrtsergebnis dieser Saison war der achte Platz vom Freitag. Fährt einer der Drei die Schweiz aufs Podest?
 
Herzlich willkommen
Einen guten Sonntag zum Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel, wenn auch nicht in gewohnter Atmosphäre mit zehntausenden Zuschauenden zu einem der Highlights der Wintersaison! Um 13:30 Uhr soll mit dem Österreicher Daniel Hemetsberger der erste Athlet an den Start gehen, dann folgen hoffentlich spektakuläre Abfahrten und emotionale Momente.